Auch zehn Tage danach sind wir alle noch völlig überwältigt von den Eindrücken, Gesprächen und unfassbaren Bildern:

Am vergangenen Sonntag, 10. Oktober, fuhren 30 Musikerinnen und Musiker des MVE in das etwa 2,5 Stunden entfernte Ahrtal, das vor mehr als 12 Wochen von dem schrecklichen Starkwetterereignis getroffen wurde. Dort spielten wir an ausgewählten Plätzen, für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen und freiwilligen Helfern, um ihnen mit unserer Musik so etwas wie Normalität und Ablenkung, Hoffnung und Zuversicht zu bringen.

Neben unseren Instrumenten und der Sommermappe hatten wir auch mehrere Kästen Grosswaldbier – von der Brauerei gespendet – und selbstgebackenen Kuchen dabei. Aber nicht für uns, sondern für die Zuhörer – selbstverständlich kostenlos. Im Vorfeld organisiert wurde das Ganze u.a. von unserem Posaunisten Hans-Lothar, der die Menschen vor Ort als Seelsorger begleitet.

Der ein oder andere mag nun denken: Ist das wirklich angebracht? Gute-Laue-Musik aus der Sommermappe? Will man das da überhaupt? Und auch wir waren teilweise skeptisch. Doch schon bei unserem ersten Auftritt in Dernau, war klar: Ja! Genau das wollen und brauchen die Menschen vor Ort.

In Dernau lernten wir zufällig Franz-Josef kennen, einen freiwilligen Helfer der ersten Stunde. Spielte der aus der Nähe von München stammende Musiker zunächst nur gelegentlich auf seinem Flügelhorn, zieht er mittlerweile tagtäglich im Ahrtal auf und ab. Die Menschen kennen ihn, warten teilweise sehnsüchtig, bis er zu ihnen kommt und für sie spielt. Er ist mit dem mobilen Helfershuttle vernetzt, kennt die Plätze, an denen man die Menschen trifft. Kurzentschlossen nehmen wir ihn mit – oder fast schon eher: er nimmt uns mit.

Von Dernau geht es nach Kreuzberg, von Kreuzberg nach Altenahr. In Kreuzberg sind es überwiegend Helfer des mobilen Helfershuttles, die uns zuhören, auf der Straße tanzen und mitsingen. In Altenahr sind es Anwohner. Bei unseren Ortswechseln geht es immer wieder an völlig zerstörten Häusern, Straßen und Brücken vorbei. Berge von angeschwemmten Bäumen und Ästen, Mülldeponien entlang der Landstraßen, Kilometer lang.

Altenahr hat uns ganz besonders betroffen gemacht. Dort führt uns Franz-Josef zum sogenannten „Loch“. Die Wassermassen haben die Landstraße und Bahngleise hinter einem Tunnel mehrere Meter tief und weit, samt den umstehenden Häusern einfach wegspült. Auch das Blasorchester Altenahr e.V. hat es schwer getroffen. Ihr Proberaum wurde völlig zerstört, das Haus als eines der ersten abgerissen. Viele der Musikerfamilien mussten ihre Häuser verlassen und leben nun außerhalb von Altenahr. Ob sie wieder zurückkommen (können) ist völlig unklar. Geprobt wird seit vergangener Woche in zwei Containern. (Nähere Informationen zum und über das Blasorchester: https://blasorchester-altenahr.hpage.com/)

Wir als Musikverein möchten nun das Blasorchester Altenahr im Besonderen unterstützen, materiell in Form von Spenden, aber auch immateriell in Form von musikalischen Aktionen vor Ort. Eine erste Spende wurde bereits überwiesen. Darin enthalten sind private Spenden unserer Musikerinnen und Musiker, aber auch die Gelder (1:1), die uns bei den Auftritten im Ahrtal zugesteckt wurden. Wie verrückt, dass WIR Spenden bekamen von den Menschen vor Ort, wo wir doch geben wollten. Darin zeigt sich die unermessliche Dankbarkeit der Menschen im Ahrtal.

Wir sind uns alle einig, dass das nicht die letzte Aktion war, die wir gestartet haben. Wir haben genau das erreicht, was wir wollten: ein bisschen Hoffnung und Zuversicht bringen.

So starten wir nun voller Tatendrang und hoch motiviert in die Planung der Adventsandachten, die am ersten und zweiten Adventswochenende in der Gemeinde Heusweiler stattfinden werden. Auch dort werden wir Spenden sammeln, um den Musikverein Altenahr zu unterstützen.

Weitere Informationen zu den Terminen der Andachten folgen.

  

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